Über AKME (Sprecher/Sekretär: Dr. med. Andreas Schultz)
Nachdem auch Deutschland seit den 1950er Jahren die damals so genannte „Entwicklungshilfe“ im Gesundheitsbereich zunächst so betrieben hatte wie im kolonialzeitlichen Gesundheitswesen, d.h. insbesondere Seuchenkontrolle, Krankenhausbau und Personalausbildung, setzte um 1970 ein breites Umdenken ein. Vorbereitet durch die beiden internationalen Tübinger Konsultationen 1964 und 1968 des Deutschen Instituts für ärztliche Mission, die eine Abkehr von der Krankenhauszentrierung forderten, und in Übereinstimmung mit der neuen Fokussierung auf Grundbedürfnisbefriedigung („basic needs“) wurden damals neuartige Basisgesundheitsdienste erprobt.
Wesentlich auf Initiative von Dr. Arnold Radke, Gesundheitsreferent bei Misereor (1971-1979), gründete sich in dieser Phase 1972 der AKME als Forum von Akteuren aus Hilfsorganisationen, den staatlichen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit und der Wissenschaft.
Da durch das Selbstverständnis der Bundesrepublik, das sie von der DDR grundlegend unterschied, Aufgaben nur dort durch den Staat erfüllt werden sollten, wo es die Zivilgesellschaft nicht oder nicht so gut leisten konnte, wirkte auch die deutsche „Entwicklungshilfe“ gerade im Gesundheits- und Bildungsbereich maßgeblich durch kirchliche und andere Hilfsorganisationen. Dabei war sie kofinanziert über die katholische und evangelische Zentralstelle. Diese Verbindungen wurden nun für die Gesundheit im AKME intensiviert und um die neu entstehende deutsche Forschungslandschaft zur Medizin oder später Gesundheitsversorgung in „Entwicklungsländern“ ergänzt.
Seitdem hat sich der AKME, nur unterbrochen von der Covid-19-Pandemie, zweimal jährlich an wechselnden Orten in Krankenhäusern und Universitäten, bei GTZ/GIZ und verschiedenen Hilfsorganisationen getroffen. Diese Veranstaltungen wurden vom Engagement der Mitglieder und ihrer Organisationen getragen, ohne feste Förderung oder Vereinsstruktur. Bis in die späten 1990er Jahre waren die Grenzen zwischen den Akteursgruppen auch personell durchlässig: Mehrere Mitglieder konnten im Wechsel in der damaligen GTZ und an der Universität arbeiten, bei den verschiedenen Personalentsendediensten wurden woanders „Vorerfahrene“ gerne angestellt.
In den ersten Jahren war der AKME v.a. für die Entwicklung, Diskussion und Einführung des neuen Ansatzes Primary Health Care (PHC) in der deutschen EZ maßgeblich. Die Entstehung und Weiterentwicklung nicht-ärztlicher Gesundheitsberufe spielte eine große Rolle. Community participation als Teil von PHC wurde auf verschiedene Weise diskutiert, die Anpassung und Verbreitung von Gesundheitstechnologien betraf unterschiedliche Gebiete.
Die Expansion der Humanitären Hilfe seit den 1980er Jahren spiegelte sich im AKME ebenso wider wie die zunehmende Professionalisierung verschiedener Tätigkeitsfelder, die Forderung nach einer WHO-Reform und die Kritik wieder zunehmend vertikaler Programme statt integrierter Ansätze. HIV/AIDS dominierte als Thema einige Treffen, die wohlfahrtsökonomische Argumentation für wachstumsförderliche Investitionen in Gesundheit wurde aufgegriffen und ebenso wie die nicht zuletzt daraus entstandenen Millennium-Entwicklungsziele (MDGs) kontrovers diskutiert. Die anfänglichen Sorgen eines Bedeutungsverlustes der Gesundheit durch die nachfolgenden Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) wurden ernst genommen und letztlich überwunden.
Neu entstehende Forschungs- und Arbeitsbereiche fanden im AKME ein für Deutschland einmaliges fachkundiges interdisziplinäres Publikum: z.B. rationale Sortimentierung und Erkennung von Fälschungen im Arzneimittelbereich, Programme für psychische Gesundheit, Vorbeugung und angepasste Behandlung nicht-übertragbarer Erkrankungen. Die intensive Diskussion erlaubte die Äußerung, Prüfung und manches Mal auch Zusammenführung regional, fachlich und strategisch äußerst unterschiedlicher Erfahrungen.
Teilnehmende an AKME-Treffen kamen in den letzten Jahren aus folgenden Organisationen:
GIZ, zuvor GTZ und DED, mit den gesundheitsbezogenen Global- und Sektorvorhaben sowie dem Programm Klinikpartnerschaften
Zivilgesellschaft
mit den NGOs/Hilfsorganisationen:
Medico, action medeor, Apotheker helfen e.V., ASB FAST-Team, Malteser International, Deutsches Institut für ärztliche Mission Tübingen, medmissio Würzburg, German Doctors
Und verschiedenen, teilweise staatlich finanzierten Organisationen für Beratungs- und Lobbyarbeit:
Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit/DEval, Stiftung Wissenschaft und Politik/SWP, EPOS (inzwischen GOPA Worldwide Consultants), Deutsche Stiftung Weltbevölkerung/DSW, German Watch, Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit/KLUG, BUKO-Pharmakampagne, Gesundheitsakademie BR Bonn
Wissenschaft
Universitäten:
Bielefeld (Public Health), Bonn (Global Health), Bremen (Public Health), Hamburg (Medizinsoziologie und Tropenmedizin), Heidelberg (Global Health), LMU München (International Health und Chirurgie), Tübingen (Tropenmedizin und Pharmazie), Witten-Herdecke (Global Child Health),
Fachgesellschaften/-vereinigungen:
AG Frauengesundheit in der Entwicklungszusammenarbeit/FIDE e.V., Deutsche Gesellschaft für Globale und Tropenchirurgie/DTC, Arbeitsgemeinschaft Ethnologie und Medizin/AGEM, Global Health Alliance Deutschland/GHA-D
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